Ostalgie auf dem Frühstückstisch
Eierbecher „Huhn“ von VEB Sonja Plastik in Wolkenstein/Erzgebirge
Sie wurden in den 60er-Jahren erfunden und standen auf nahezu jedem ostdeutschen Frühstückstisch. Dabei sind sie so gar nicht schlicht und funktional wie das übliche DDR-Design – und dazu auch noch bunt: knallgelb, leuchtend blau, quietschorange oder transparent hellgrün. Die Eierbecher „Hühnchen“ des ehemaligen VEB SONJA Plastik Willibald Böhm GmbH in Wolkenstein im Erzgebirge gibt es bis heute in vielen Farben.
Vorne ist ein lebensechter Hühnerkopf mit Kamm und Kehlsack; hinten angedeutete Schwanzfedern; in der Mitte findet das Ei seinen Platz: Poppig, ein bisschen schrill und witzig – das passte so gar nicht in die „vermeintlich graue DDR“, sagt Axel Drieschner vom Dokumentationszentrum für DDR-Alltagskultur.
Das 1925 unter dem Namen Willibald Böhm GmbH gegründete Unternehmen hatte sich bis Mitte der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts noch auf die Herstellung von Knöpfen aus Plastik für die Textilindustrie in der Erzgebirgsregion spezialisiert. Die Firma war ein halbstaatlicher Betrieb. 1972 erfolgte die Zwangsverstaatlichung zum „VEB Plaste Wolkenstein“ und 1990 schließlich die Reprivatisierung. Bereits zu DDR-Zeiten hat die Firma in den Westen exportiert. Besonders beliebt waren die Eierbecher „Huhn“. Großbritannien war ein Großabnehmer.
Thomas Trend – Essgeschirr
Ein Geschirr schreibt Geschichte
Thomas ist eine Marke des Traditions-Porzellanherstellers Rosenthal aus der oberfränkischen Porzellanstadt Selb im Fichtelgebirge. Während unter dem Namen Rosenthal vor allem Porzellan der gehobenen Preisklasse und in klassischen Designs angeboten wird, findet man bei Thomas Porzellan mit einem jungen und unkomplizierten Design, das sich auch als Alltagsgeschirr eignet. Eine beliebte Porzellanserie dieser Marke ist „Thomas Trend“, das laut Hersteller in seiner über 30-jährigen Geschichte auf dem Markt zur erfolgreichsten und umfangreichsten Programmgeschirr-Serie der Welt für den alltäglichen Gebrauch avanciert ist.
1981 starten Thomas und das Designerduo David Queensberry und Martin Hunt von der Design-Schmiede „Queensberry Hunt“ mit dem Geschirr „Thomas Trend“ eine der größten Erfolgsgeschichten der Porzellanindustrie: modern, vielseitig, funktional und zeitlos. Unverkennbar durch die charakteristische, feine Rillenstruktur hat das Service unzählige Haushalte, Cookshops, Büros und Bistros erobert.
Zu Beginn war es der Versuch, etwas zu produzieren, das den veränderten Essgewohnheiten entspricht: mehr locker, casual und entspannt. Queensberry/Hunt erklärten das Ziel ihres Entwurfs mit „Gutes Design ist ein Design mit dem man sich wohlfühlt“. Das Geschirr ist spülmaschinenfest und mikrowellengeeignet. Bis heute ist „Thomas Trend“ in der Farbe weiß das meistgekaufte Weißgeschirr Deutschlands.
Der Hersteller Rosenthal
Das Unternehmen wurde 1879 gegründet und als Familienbetrieb geführt. Der Unternehmensgründer Philipp Rosenthal (1855-1937), Sohn eines Porzellanhändlers, siedelte mit seiner Porzellanmalerei von Nordrhein-Westfalen nach Selb in Bayern über, wo er im Schloss Erkersreuth seine Malereiwerkstatt industrialisierte. 1908 kaufte Rosenthal die Porzellanmanufaktur Thomas in Marktredwitz sowie 1917 die Porzellanfabrik Zeidler & Co. Sie ist heute einer von zwei Sitzen des Porzellanikons, wo das Rosenthal-Archiv mit rund 15.000 Exponaten aus 130 Jahren Firmengeschichte zu sehen ist. 1934, zu Zeiten des Nationalsozialismus musste sich Philipp Rosenthal aus dem Unternehmen zurückziehen. Er starb 1937.
Die Designer Queensbury/Hunt
Martin Hunt und David Queensberry gelten als die führenden britischen Keramik-Designer der Nachkriegszeit. Sie gewannen zahlreiche Design-Preise.
David Queensberry hat am Eton College studiert. Er wohnt in London. Er war Professor für Keramik am Royal College of Art, London und besitzt einen Doktortitel der Universität von Staffordshire.
Martin Hunt (1942-2018) begann seine Karriere als Töpfer (studio potter) in Cheltenham/Großbritannien. Nach einem dreijährigen Studium am Royal College of Art begann er 1966 für Davis Queensberry zu arbeiten, der dort als Professor für Keramik tätig war. Es entstand eine lebenslange Zusammenarbeit, die 52 Jahre hielt.
Hunt war Gastprofessor am Royal College of Art in London und an der DeMontfort Universität, Leicester. In der Zusammenarbeit Queensbury/Hunt war er für das Design von Ess-Geschirr zuständig, dem er seine unverkennbare klare, moderne, ästhetische Linie verlieh. Er arbeitete mit großen Firmen und Namen zusammen: Rosenthal, Jamie Oliver, Wedgwood und anderen. Martin Hunt wird als ruhiger, sich selbst genügender, still denkender Mensch beschrieben – so klar und ruhig wie sein Design-Stil. Er starb am 8. Juni 2018 im Alter von 75 Jahren.